Grüner Spargel ist der Draufgänger unter den Frühlingsgemüsen. Wo sich der weisse Spargel unter Erdwällen und Häubchen versteckt, streckt der grüne mutig den Kopf in die Sonne. Er braucht keinen Schutz, kein Versteckspiel – nur Licht, Luft und ein bisschen Bewunderung. Geschmacklich? Frischer, kräftiger, leicht nussig. Optisch? Eine Einladung zum Hinschauen. Und dabei so unkompliziert wie ein guter Freund: kaum schälen, schnell gar, vielseitig wie ein Frühlingsmorgen. Während sein blasser Bruder nobel daherkommt, tanzt der grüne Spargel barfuss durch die Küche. Unangepasst. Gesund. Und erstaunlich charmant. Wer ihn einmal kennenlernt, fragt sich schnell: Warum eigentlich haben wir so lange auf ihn gewartet?

Der grüne Spargel stammt aus dem Mittelmeerraum – dort, wo das Leben nach Kräutern riecht und der Frühling nie zu spät kommt. Schon die alten Griechen sollen ihn geschätzt haben – nicht nur wegen seiner Heilkräfte, sondern auch, weil er mit einem kleinen Wachstumsschub den Winter aus den Tellern trieb. Über Italien fand er seinen Weg Richtung Norden. Während der weisse Spargel in Frankreich als Aristokrat gefeiert wurde, blieb der grüne lange ein Gemüse des Südens – frei, unkompliziert, ein bisschen rebellisch.
In die Schweiz kam er langsam. Leise. Fast heimlich. Und dann, als wüsste er, dass seine Zeit bald kommt, begann er zu wachsen – in Privatgärten, an sonnigen Hängen, in Ecken, wo der Boden locker und der Frühling früh ist. Inzwischen ist er kein Geheimtipp mehr, sondern ein geschätzter Gast auf Märkten, Tellern und Balkonen. Er bringt Sonne mit – und eine Geschichte, die nicht vergessen, sondern erzählt werden will.

Grüner Spargel ist ein zartes Kraftpaket. In seinen schlanken Stangen stecken jede Menge Vitamine: A, C, E, K – fast schon ein Alphabet des Wohlbefindens. Besonders viel Folsäure macht ihn zur Heldin der Zellteilung, Kalium sorgt für einen ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt, und die enthaltenen Ballaststoffe bringen die Verdauung sanft auf Trab.
Dazu kommt: Er ist leicht, kalorienarm und gleichzeitig sättigend – ein Geschenk für alle, die Genuss und Gesundheit verbinden wollen. Auch seine Chlorophyllfarbe ist kein Zufall, sondern Wirkung: Sie steht für antioxidative Power, Entzündungshemmung und Frühlingsenergie pur. Kurz gesagt: Wer grünen Spargel isst, tut sich etwas Gutes – mit Genuss, aber ohne Zeigefinger.
rs nächste Jahr zu sammeln.
nn ihn mit Sesam, Sojasauce oder Zitronengras verkuppeln – er sagt selten nein.

Grüner Spargel lässt sich – im Gegensatz zum weissen – auch wunderbar im Hausgarten anbauen. Und das mit erstaunlich wenig Drama. Was er braucht? Sonne. Platz. Geduld. Und einen Boden, der locker, sandig und gut durchlässig ist. Im Frühling werden Jungpflanzen oder Wurzeln in Reihen gesetzt, mit etwas Abstand, denn Spargel mag’s luftig.
Anders als beim weissen Spargel braucht der grüne kein Anhäufeln. Im Gegenteil – er will Licht! Und das sieht man ihm an. Ab dem zweiten Jahr kann geerntet werden, meist ab April bis in den Juni. Wichtig: Nach der Ernte braucht die Pflanze Zeit zur Regeneration – das grüne Kraut darf stehen bleiben, um Kraft fürs nächste Jahr zu sammeln.
Einmal gut eingelebt, kann grüner Spargel bis zu 15 Jahre lang Freude schenken – Jahr für Jahr, frischer als jeder Supermarktkauf. Wer ihn selbst erntet, weiss: Es ist ein stilles Glück, wenn im Morgentau die ersten Spitzen durchbrechen.

Grüner Spargel ist ein Küchenverführer – unkompliziert, aromatisch und bereit für jedes Experiment. Während weisser Spargel um Aufmerksamkeit bittet, ist der grüne einfach da – direkt in der Pfanne, auf dem Grill oder roh im Salat. Sein Geschmack braucht keine Bühne, aber er weiss sie zu nutzen, wenn er darf.
Ob in Butter geschwenkt oder mit Olivenöl und Meersalz geröstet – der grüne Spargel lässt sich mit wenig Aufwand in ein kleines Festmahl verwandeln. In Risotto, Pasta oder Quiche spielt er gern die Hauptrolle. Und wer’s exotisch mag, kann ihn mit Sesam, Sojasauce oder Zitronengras verkuppeln – er sagt selten nein.
Auch die Sterneküche hat ihn längst für sich entdeckt: als feine Einlage in klaren Brühen, als Püree unter Lammrücken oder fermentiert als säuerliche Überraschung. Manche Köche servieren ihn mit pochiertem Ei und Trüffel, andere legen ihn roh hauchdünn auf Jakobsmuscheln. Und immer zeigt er dabei: Ich kann zart. Ich kann mutig. Ich kann Frühling.
Denn das ist vielleicht seine grösste Stärke: Grüner Spargel ist nicht nur gesund und schön – er ist ein Bekenntnis zur Freude am Einfachen. Und ein kleines Stück kulinarische Freiheit.